Die Quartierskünstlerin Yi Hyung Nam vor ihrem Atelier in Dulsberg, Sie hat eine bunte Schultüte und ein Kuscheltier in der Hand. | © Mike Schäfer

Quartierskünstlerin Ji Hyung Nam

Miteinander in den Quartieren

Unsere Stiftung hilft aktiv Nachbarschaften
Festivals, Lesecafés, Boxtrainings: In Hamburg gibt es zahlreiche Projekte, die Nachbarschaften beleben und Menschen zusammenbringen. Auch die SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft hilft aktiv, Quartiere lebenswerter zu machen.

 

TEXT Betül Pehlivan FOTOS Mike Schäfer und Philipp Reiss

In einer Stadt wie Hamburg, die von Vielfalt und dynamischen Stadtteilen geprägt ist, spielen lokale Initiativen und Vereine eine entscheidende Rolle für das gesellschaftliche Miteinander. Mit Kursen, Freizeitangeboten und Veranstaltungen leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Nachbarschaften. Viele Hamburgerinnen und Hamburger setzen sich dafür ehrenamtlich ein. Doch an vielen Stellen reichen helfende Hände nicht aus. Oft ist finanzielle Unterstützung gefragt, um Projekte initial auf die Beine zu stellen. Genau hier setzt die SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft an.


Seit ihrer Gründung im Jahr 2007 ergänzt die gemeinnützige Stiftung das soziale und kulturelle Engagement der SAGA und unterstützt die Quartiersentwicklung in Hamburg. Mit einem jährlichen Volumen von durchschnittlich 300.000 Euro fördert sie Projekte und Initiativen, die stabile Nachbarschaften stärken und das Zusammenleben in Hamburgs Quartieren bunter machen. Ein Schwerpunkt liegt auf Projekten, die Inklusion und Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen fördern, die Teilhabe älterer Menschen ermöglichen und das kulturelle Miteinander verbessern. „Nachbarschaften sind das Herz einer Stadt: Unsere Förderung ermöglicht Menschen, sich zu begegnen und gemeinsam etwas zu bewegen – unabhängig von Herkunft, Alter oder Lebenslage“, betont Kerstin Rieke, Geschäftsführerin der Stiftung.


Bislang hat die Stiftung mehr als 700 Projekte mit fast fünf Millionen Euro in fast allen Hamburger Stadtteilen gefördert, darunter auch Initiativen wie den Kinderzirkus „Abrax Kadabrax“ oder das kostenlose Boxtraining für Frauen „Box dich fit“. Von der Finanzierung der Erst- und Grundausstattung über technische Geräte bis hin zu Mitteln für die Öffentlichkeitsarbeit ist alles dabei.

Die Quartierskünstlerin Yi Hyung Nam in ihrem Atelier in Dulsberg, Sie sitzt auf dem Bett und spielt mit kleinen Puppen. Die Szene ist Teil ihres Stücks "Mein Traumzimmer".

Ji Hyung Nam und ihr Werk "Mein Traumzimmer".

Schaufensterbühne in Dulsberg

Seit mehr als fünfzehn Jahren vergibt die SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft ein Stipendium an Künstlerinnen und Künstler, die als sogenannte Quartierskünstler auf Entdeckungstour durch ihren Stadtteil gehen. Sie sollen den Stadtteil kennenlernen, die Eindrücke in ihrer Kunst verarbeiten und möglichst Bewohnerinnen und Bewohner einbinden. Das Ziel: Kunst und Kultur in die Nachbarschaft bringen und das nahbar. Das stiftungseigene Projekt startete auf der Veddel und wird seit 2022 in Dulsberg fortgesetzt. 

 

Seit Anfang dieses Jahres ist die gebürtige Koreanerin Ji Hyung Nam Stipendiatin in Dulsberg. Seitdem bleiben immer wieder interessierte Menschen vor dem Schaufenster ihres Ateliers „Kunst im Quartier“ in der Straßburger Straße stehen. Warum? Die Künstlerin hat das Schaufester zu einem kleinen Theater umfunktioniert. Für ihre fünfteilige Reihe „Das Leben ist Kunst“ bringt Ji Hyung Nam Geschichten aus dem Leben der Dulsberger auf die Bühne. „Mich interessiert, welche Leben sich hinter dem klassischen Rotklinker des Stadtteils verbergen“, sagt die Quartierskünstlerin. Dafür sammelt sie Geschichten aus dem Stadtteil, um sie in ihren Performances zu erzählen. „Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen das Gefühl haben, durch die Fenster der Nachbarinnen und Nachbarn zu schauen“, erklärt sie das Konzept. Dazu lädt Ji Hyung Nam regelmäßig zu ihren Schaufensterperformances ein.

 

Anlässlich des Weltkindertages im September erzählte die Künstlerin aus dem Leben der siebenjährigen Lucy. Unter dem Titel „Mein Traumzimmer“ beschäftigte sich die Künstlerin mit den Träumen und Fantasien der Dulsberger Grundschülerin und brachte diese auf ihre ganz eigene Erzählweise auf die Bühne. „Mein Ziel ist es, Theater zugänglicher zu machen“, sagt Ji Hyung Nam. Daher ist es ihr wichtig, mit dem Publikum zu sprechen. Zum Schluss jeder Performance lädt die Künstlerin ihr Publikum auf die Bühne ein. Sie tauschen sich über das Stück aus und die Gäste dürfen im Atelier stöbern. Weitere Geschichten aus dem Leben und mehr sollen folgen. 


www.jihyungnam.com/daslebenistkunst

Audiospaziergang durch Wilhlemsburg

Welche Geschichten verbergen sich hinter Wilhelmsburg? Was macht den Stadtteil aus? Und wer darf darüber entscheiden? Mit diesen und anderen Fragen hat sich das Künstlerkollektiv hyper_real beschäftigt. Daraus ist das einzigartige Projekt mit dem Titel „Die Stadtteilastronautin“ entstanden.

 

Seit Januar 2024 hat das Kollektiv mit Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtteils gesprochen und Streifzüge über die Elbinsel unternommen. Die Begegnungen und Geschichten sind in einen performativen Audiospaziergang geflossen. So konnten Interessierte im August und September einen ganz besonderen Stadtteilrundgang durch das Reiherstiegviertel in Wilhelmsburg unternehmen.


Die Geschichte: Die Stadtteilastronautin  – ein Team aus einer fahrenden (Erkundungsfahrzeug) und einer laufenden Astronautin (Sensor) — landet in Wilhelmsburg. Beide tragen graue, schimmernde Anzüge mit spiegelnden Visieren und Fühlern. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begleiten sie bei ihrem Rundgang und lauschen über Kopfhörer ihren Gedanken und Fragen. Die Erkundungsreise beginnt bei den Wilhelmsburger Zinnwerken und führt über den Innenhof der Wohnanlage Mannesallee/Sanitasstraße zum Stübenplatz und zurück zu den Zinnwerken. Unterwegs erzählen Bewohnerinnen und Bewohner über den Stadtteil und das Leben dort. Immer wieder bleibt die Astronautin stehen und erkundet die Umgebung, betrachtet Plakate und bemalte Wände.

 

Die Rundgänge erregen viel Aufmerksamkeit. Passanten bleiben stehen und schauen zu. Einige begleiten die Gruppe ein Stück mit. „Genau so haben wir uns das vorgestellt. Wir wollen die Menschen anregen, sich mit ihrem Stadtteil und ihrer Nachbarschaft zu beschäftigen“, sagt Benjamin Böcker von hyper_real.

Bei Audiospaziergang "Die Stadtteilastronautin" erkunden zwei Astronauten in schimmernden Raumanzügen Wilhelmsburg | © Mike Schäfer
Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Audiospaziergang "Die Stadtteilastronautin" in Wilhelmsburg | © Mike Schäfer

Immer der Astronautin nach: Szenen eines besonderen Stadtteilrundgangs.

Die Rapper Burhan45 und ili os beim Festival 48h Wilhelmsburg | © Philipp Reiss

Auch die Rapper Burhan45 und ili os traten auf dem Festival auf.

Musik verbindet Jenfeld

Jenfeld als musikalischer Hotspot? Natürlich! Beim Musikfestival „48h Jenfeld“ verwandelt sich der Stadtteil in eine große Bühne. Ein Wochenende lang bespielen Musikerinnen und Musiker die Nachbarschaft. Vor die Tür gehen und Musik hören, das ist der Kerngedanke des Festivals. Und dieser lebt von der Vielfalt des Stadtteils: Das Festival bietet eine bunte Mischung aus Kulturen und Musikstilen. Von Rap über Pop bis hin zu klassischem Operngesang ist alles dabei.


Das Festival ist nicht nur ein kulturelles Highlight, sondern auch eine Plattform für Austausch und Gemeinschaft in Jenfeld. Mit der gemeinsamen Leidenschaft für die Musik werden Begegnungen geschaffen und Freundschaften geknüpft, die auch im Alltag tragen. „Wir nutzen Musik als Brücke. Sie ist ein universelles Sprachrohr, das Kulturen, Generationen und Lebenswelten verbindet – und genau das passiert in Jenfeld“, sagt Steph Klinkenborg vom Netzwerk „Musik aus Jenfeld“.

 

Das Besondere: Jeder ungewöhnliche Ort kann zur Bühne werden. Ob auf dem Marktplatz, in Friseursalons oder Autowaschanlagen, überall im Stadtteil erklingt Musik, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst kommt. Denn die Künstlerinnen und Künstler leben, arbeiten oder proben in Jenfeld.

 

Doch damit nicht genug! Jetzt sind die engagierten Köpfe des Netzwerks „Musik aus Jenfeld“ am nächsten Projekt dran. Eine Popup-Konzertreihe, die über das ganze Jahr stattfinden soll. Dabei geht es darum, den Stadtteil neu zu entdecken, kreative Konzepte zu entwickeln und noch mehr Raum für musikalische Begegnungen zu schaffen.

Stadtgespräch

  • Historische Aufnahme der Lenzsiedlung  | © Erich Andres

    50 Jahre Lenzsiedlung

    Vor 50 Jahren wurde der Grundstein für die Lenzsiedlung in Lokstedt gelegt. Die Großwohnsiedlung, die in den 1970er Jahren aus der Vision entstand, Urbanität durch Verdichtung zu schaffen, hat seit ihrer Entstehung eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Heute ist die Lenzsiedlung Heimat für rund 3.000 Menschen. Sie ist ein Beispiel für gelungene Nachbarschaft und Quartiersentwicklung.

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  • Detailfoto der Graffitis an der Rutsche am Karl-Müller-Ring  | © Mike Schäfer

    Stadtgespräch

    In Hamburg gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken. Wir zeigen Ihnen, was in unserer Stadt alles los ist.

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  • Visualisierung des neuen Quatiers Eidelstedter Höfe | © moka-studio

    Eidelstedter Höfe: 367 neue Wohnungen für den Hamburger Nordwesten

    Mitten im Herzen von Eidelstedt entsteht auf rund 20.000 m² ein neues Wohnquartier: Die „Eidelstedter Höfe“. Ein Ort, der urbanes Leben, modernes Wohnen, Nachhaltigkeit und Komfort vereint. Nun wurde Richtfest für den zweiten Bauabschnitt gefeiert.

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